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Es wird eng

Catherine und Hugo gegen 22.00 Uhr

Catherine gab sich einen Ruck und fasste nach dem obersten Ende der Leiterholmen. „Leuchte mir mal!“, wies sie Hugo knapp an.
„Lass mich vor, dann kann ich herausfinden, was das Mädchen mit ‚beinah alle Sprossen sind vorhanden‘ gemeint hat.“ Natürlich, Hugo war immer Kavalier.
„Das kann ich genauso herausfinden“, beschied Catherine ihm knapp. Hugo kannte diesen Ton von seiner Frau, verkniff sich jede Bemerkung über Röcke und Damenschuhe und hielt die Laterne in den Schacht. Nicht, dass es etwas genützt hätte.
Catherine musste flüchtig an ihren Bruder Philippe denken, der sich zwar ohne jegliche Bedenken auf ein 5 Quintal wiegendes ungebärdiges Pferd setzte, auf der dritten Sprosse einer Leiter jedoch schwitzige Finger bekam. Zum Glück hatte sie dieses Problem nicht – aber den Gedanken, wie tief sie wohl fallen mochte, wenn sie abrutschte, verdrängte sie doch lieber. Einmal trat ihr tastender Fuß ins Leere, aber sie hatte sicheren Griff mit ihren Händen. Vorsichtig ließ sie sich tiefer sinken und fand die folgende Sprosse intakt vor. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte sie einen feuchten aber stabilen Steinboden. Das Mädchen Puce wartete dort auf sie. Hugo kam kurz darauf – die Laterne hatte er sich wohl an den Gürtel gehängt.
„Und jetzt?“, fragte er und versuchte, zu verbergen, dass auch sein Atem schneller als gewöhnlich ging. Er hob die Laterne. Von dem Platz, den sie erreicht hatten, zweigten gleich mehrere Gänge ab: Einige groß genug, um mit zwei erwachsenen Männern nebeneinander zu gehen, andere schmal oder sogar nur halbhoch. Catherine schauderte es bei der Vorstellung, in solch einem Kriechgang am Ende steckenzubleiben. Zum Glück zeigte das Mädchen auf einen der größeren Gänge.
„Da lang!“
Schon nach kürzester Zeit waren Catherine und Hugo Puce völlig ausgeliefert. Catherine hatte einen Gang erwartet, von dem vielleicht ab und an andere abzweigten. Sie hatte sich zugetraut, im Kopf behalten zu können, wie oft sie nach wo abbogen. Jetzt musste sie erkennen, dass diese Vorstellung der vollkommenen Unkenntnis der Sachlage entsprang. In Wirklichkeit gab es eine Vielzahl von Krümmungen, Abzweigungen, Gabelungen, Löchern, Leitern, Treppen und wurmartigen Kriechgängen, die weiß Gott wohin führten. Es gab Nischen, die wie ein Gang aussahen aber keine waren und Gänge, die wie Nischen aussahen. Das Ganze schien keinem Plan zu folgen, sondern das Werk von eine Million verrückten Ratten zu sein, die sich seit der Römerzeit durch diesen Felsboden genagt hatten.
„Wir hätten einen langen Faden mitnehmen sollen“, murmelte sie Hugo zu. Der drückte ihre Hand, sagte aber nichts.
„Wie weit ist es?“, fragte Catherine das Mädchen, das unbeirrbar und mit großer Sicherheit in der Wahl ihres Weges vorausging.
„Nicht weit!“, versicherte Puce was aber keine verlässliche Aussage zu sein schien. Der Gang in dem sie sich zurzeit befanden wurde allmählich immer schmaler und niedriger. Catherine musste gegen einen akuten Anfall von Klaustrophobie ankämpfen. Ihre Schultern streiften die Seitenwände und sie musste sich den Kopf gesenkt halten, um ihn sich nicht anzustoßen. Hugo ging längst gebeugt und nahm eine Schulter immer etwas zurück, weil er sonst nicht mehr durchgepasst hätte. Dann wurde es noch enger und niedriger.
„Puce! Da kommen wir nicht durch!“, rief Catherine erstickt und die Panik war nur noch einen Atemzug davon entfernt, die Oberhand zu gewinnen.
„Doch, gleich vorbei. Das ist die engste Stelle!“, versicherte das Mädchen irgendwo weiter vorn. Hugo hob die Laterne.
„hier ist ein Stückchen der Decke eingestürzt. Ich glaube, danach wird es tatsächlich wieder besser“, sagte er. „Halt mal die Laterne!“ Es kostete ihn ein bisschen Mühe, die Laterne an seinem eigenen Körper vorbei zu zwängen und an Catherine zu reichen. Die, gebückt, keuchend und in Schweiß gebadet, nahm sie, wobei sie die Lippen aufeinander presste, weil sie nicht sicher war, ob sie sonst schreien würde.
Hugo quetschte sich, Kopf voran, durch den Spalt, den der eingestürzte Gang offengelassen hatte. Den Gedanken, dass seine Bemühungen auch noch den Rest zum Einsturz bringen könnten, verbannte er energisch aus seinem Kopf. Einen Moment lang steckte er fest und er glaubte, keinen Atemzug mehr tun zu können. Aber dann ruckte er, er hörte, wie der Stoff seines Mantels riss und dann fiel er kopfüber in den Gang hinter der Engstelle. Er stieß sich schmerzhaft die Schulter und fluchte.
„Hugo?“, rief Catherine hinter ihm.
„Alles in Ordnung!“, versicherte er ihr so munter er konnte. „Pass auf, wenn du durch bist, hier fällt der Gang ziemlich ab. Reich mir die Laterne durch.“
Auch das kostete einige Mühe, aber schließlich kamen erst die Laterne und dann auch Catherine hinterher.
„Hier geht’s weiter!“, rief Puce und klang etwas ungeduldig. Das dürre Mädchen war wie ein Aal durch den Spalt geschlüpft.
„Na großartig!“, murmelte Catherine, richtete ihr Mieder und sie gingen weiter, um dann endlich auf einen größeren Gang zu stoßen. Obwohl er auch höchstens 2 Klafter breit war, kam er ihnen wie ein Boulevard vor. Hugo und Catherine atmeten im selben Moment tief durch. Links von ihnen winkte Puce mit der Hand.

Jean-Marc, nach 22.00 Uhr

Ob es eine dumme oder kluge Idee war, konnte Jean-Marc nicht mehr herausfinden – denn sein Vogel war ausgeflogen. Nach zähen Verhandlungen erst mit der Concièrge und dann mit dem Hausdiener von Malpart, erfuhr er von letzterem, dass der Monsieur l’Inspecteur ausgegangen sei.
„Ihr habt ihn knapp verpasst, Monsieur le Commissaire“, erklärte ihm der Diener, der sehr viel zugänglicher wurde nachdem Jean-Marc ihm seine Profession verraten und düster von ‚einer Sache auf Leben und Tod‘ geredet hatte. Trotzdem wirkte er irgendwie nervös.
„Er erhielt von seinem ersten Besucher heute Abend offenbar eine Nachricht, die ihn zu einem sofortigen Aufbruch bewog“, ergänzte der Diener, während er versuchte, den Türrahmen auszufüllen, was ihm mit seiner eher hageren Statur gründlich misslang. Trotzdem gab es für Jean-Marc auch an ihm vorbei nichts weiter zu sehen als ein kleines Entreé mit Spiegel und Garderobe, von dem mindestens drei Türen abzweigten. Der Monsieur l’Inspecteur lebte nicht so schlecht! Aber, merde, der war nicht mehr hier! Wie hatte er ihn übersehen können, fragte sich Jean-Marc. Er hatte nur Lagrange hinauskommen sehen. Durch welches Loch war Malpart geschlüpft?
„Hat er zufällig erwähnt, wo er hingeht?“, erkundigte sich Jean-Marc auf eine zerstreute Art und Weise, die kein allzu großes Interesse signalisierte.
„Nein, das pflegt er nie zu tun“, sagte der Diener und man merkte ihm an, dass dieses mangelnde Vertrauen ihn kränkte. In diesem Moment drang ein heftiges Rumpeln und Klirren aus der Wohnung, und Jean-Marc meinte, einen unterdrückten Fluch zu hören.
Jean-Marc, eben noch ziemlich müde, wurde schlagartig wieder wach.
„Mir scheint, dein Herr ist doch zuhause!“, sagte er fröhlich und ohne dem Diener den Anschein zu geben, ihn der Lüge zu bezichtigen. Vielmehr schlug er einen kumpelhaften Ton an, der besagte ‚man hat es wirklich nicht leicht mit seinen Vorgesetzten, eh?‘
Der Diener war zusammengezuckt bei dem Geräusch, so dass er nun schlecht leugnen konnte, es gehört zu haben.
„Das, hm, ist nicht mein Herr“, sagte er mit so viel Würde wie er aufbringen konnte.
„Dann“, Jean-Marc senkte verschwörerisch die Stimme und trat einen halben Schritt auf den Diener zu, wobei er sich ein wenig bückte, um Komplizenschaft zu bezeugen, „hatte Monsieur l’Inspecteur vielleicht Damenbesuch?“
„Aber nein!“ Der Diener wirkte, als hätte Jean-Marc angedeutet, der Inspecteur empfinge Einhörner in seiner Wohnung. Dann wusste er nicht recht weiter, weil ihm schwante, dass es das Beste gewesen wäre, diese Annahme zu bejaen.
„Mann!“ Jetzt richtete Jean-Marc sich auf und alle Zutraulichkeit fiel von ihm ab. „Ich muss dich wirklich in aller Förmlichkeit darum bitten, mir ein Gespräch mit demjenigen zu erlauben, der sich hinter dieser Tür aufhält. Wie ich schon sagte, handelt es sich hier um eine Angelegenheit auf Leben und Tod und wenn es nicht dein Herr ist, der da eben Mobilar umgeworfen hat, dann weiß diese Person vielleicht doch, wohin er gegangen ist! Und es ist von allergrößter Wichtigkeit, dass ich Monsieur l’Inspecteur noch heute Abend spreche. Andernfalls musst du verantworten, wenn Menschen sterben!“
Der Diener knickte fast buchstäblich ein, gab die Tür frei und ließ Jean-Marc ein. Mit drei langen Schritten durchquerte der das Entreé und riss die Tür auf, hinter der er die Geräusche gehört hatte.
Fast hätte Lagrange das Kaminbesteck, dass er eben wieder fein säuberlich und so leise wie möglich aufgerichtet hatte, erneut umgestoßen, als er herumfuhr und Jean-Marc mit der Miene eines ertappten Diebes anstarrte. Eines derrangiert gekleideten Diebes, denn sein Hemd hing aus den Culottes, an der Weste war der unterste Knopf geöffnet oder abgesprungen und das Justaucorps hing nachlässig über einer Stuhllehne.
„Bon soir, Monsieur Lagrange“, sagte Jean-Marc, der in einem Wimpernschlag begriff, warum er nur eine Person hatte aus dem Haus kommen sehen. Malpart musste sich Lagranges Mantel übergehängt haben. Ein schlauer Fuchs, wie Jean-Marc ihm zugestehen musste. „Zwei Zusammentreffen am selben Abend, welch ein merkwürdiger Zufall! Oder sollte ich lieber ‚bemerkenswert‘ sagen?“
„Was erlaubt Ihr euch?“, versuchte Lagrange es mit Empörung, aber er schaffte es nicht, ihr den nötigen Nachdruck zu verschaffen. Sein Blick war unsicher. Jean-Marcs Blick streifte den Raum, der teuer aber eher zufällig eingerichtet wirkte. Der Tisch mit den 4 Stühlen passte nicht zu den Sitzmöbeln, die vor dem Kamin standen, und der Teppich wirkte, als wäre er zufällig mit einem Dschinn hereingeflogen gekommen. Eine Scheherazade fehlte indessen. Dafür gab es zwei Kristallgläser und einen fast leeren Decanter und Jean-Marc begriff, dass Lagranges Blick nicht allein aus Verlegenheit so unstet war.
„Ich erlaube mir, Euch zu fragen, was Ihr hier tut“, sagte Jean-Marc ruhig und baute sich so in der Tür auf, dass Lagrange gar nicht erst an Flucht denken sollte.
„Dasselbe könnte ich Euch fragen“, brauste Lagrange auf, doch es war heiße Luft, kein Sturm, der dahinterstand. Jean-Marc zog lediglich die Augenbrauen hoch. Fast gemütlich streifte er seinen Mantel ab, denn im Zimmer war es entschieden zu warm für Winterkleidung. Lagrange nahm es als die Geste die sie war: ‚Ich habe viel Zeit‘, sagte Jean-Marc damit deutlich aus.
Lagrange schien fieberhaft zu überlegen, was er sagen sollte, doch sein Hirn schwappte in einer beträchtlichen Menge Cognac und im Grunde war er das Selbstdenken ohnehin nicht so gewohnt. So glotzte er Jean-Marc nur an, sein Mund öffnete und schloss sich ein paar Mal, und dann verrieten seine Hände, was ihn wirklich in Verlegenheit gestürzt hatte: Sie fummelten an seinen Culottes herum, deren Knöpfe bislang durch das heraushängende Hemd verborgen gewesen waren. Und mit einem Mal begriff Jean-Marc, dass sehr wohl eine Scheherazade anwesend war – wenn auch keine sehr redselige. Jean-Marc pfiff leise durch die Zähne. Catherine hatte gesagt, dass sie im Streitgespräch zwischen Annette und Aurelie etwas von einer Erpressung gehört hätte, aber nicht, worum sie sich drehte.
„Ihr und Malpart!“, sagte er und es klang fast anerkennend. „Damit hat Mademoiselle d’Argencourt Euch erpressen wollen! Ja natürlich! Ihr kamt nicht zum Salon, um sie nach Hause zu holen, sondern weil sie Euch einbestellt hatte! Und dann habt Ihr sie umgebracht, wobei Malpart, der ach so zufällig Gast beim Salon war, Euch behilflich war. Aber wie ging das dann mit der Entführung von Madame de Tourville? Und was hat Aurelies Vater, der Baron d’Argencourt mit all dem zu tun? Bringt nur in aller Ruhe Eure Kleidung in Ordnung, Monsieur Lagrange und dann setzen wir uns und Ihr erzählt mir alles der Reihe nach, hm? Hier ist es so viel angenehmer als in der Prefecture will ich meinen.“
„Aber so war das nicht!“, begehrte Lagrange auf. „Ich habe Aurelie nicht umgebracht! Das war Madame de Tourville!“ Lagrange gab die Bemühungen um seinen Hosenschlitz auf und ließ sich schwer auf das ausladende Kanapee sinken.
„Jetzt findet Ihr mich wirklich erstaunt!“, gab Jean-Marc zu. Dann drehte er sich um, fand den Hausdiener, der kein Wort verpassen wollte, unmittelbar hinter sich und sagte freundlich: „Bitte braue Monsieur Lagrange einen starken Kaffee. Ich nehme auch eine Tasse. Mir scheint, wir brauchen sie jetzt.“ Widerwillig trollte der Diener sich.
„Madame de Tourville – wo ist sie?“, fragte Jean-Marc dann Lagrange. Da der nicht danach aussah, als wolle er noch fliehen, ging er einige Schritte in das Zimmer hinein und setzte sich auf einen der Polsterstühle. Es würde Malpart nicht mehr stören, wenn er Wasserflecken auf der Seide hinterließ. Er würde sie ohnehin nie mehr benutzen können, sobald der Lieutenant Géneràl mit ihm fertig war. Außerdem war Jean-Marc inzwischen wirklich verflixt müde.
„Lucien hat sie von irgendeinem gedungenen Mohren fortschaffen lassen. Der Baron, also Aurelies Vater, wollte ein Hühnchen mit ihr rupfen und sie weiß auch einfach zu viel und musste darum verschwinden.“
„Dann lebt sie also noch?“
„Bis heute Abend jedenfalls schon. Aber Baron d’Argencourt war höchst verstimmt darüber, dass seine Tochter ihm durchgegangen ist, um sich mit einer Sappho einzulassen, und dies stadtbekannt werden ließ. Der Baron ist eher von der nachtragenden Sorte, würde ich sagen. Er kann recht, hm, unangenehm werden.“ Lagrange verzog das Gesicht, als hätte er einen sauren Geschmack auf der Zunge.
„Ihr wart vorhin bei ihm. Wohin hat der Madame de Tourville gebracht? Ist sie in seinem Haus?“
„Nein! Nein, nein, auf keinen Fall. Das wäre ihm viel zu gefährlich. Nein, sie ist woanders.“
„Wo? Mann, redet endlich! Wo ist Madame de Tourville? Und ist Malpart jetzt auch dorthin unterwegs? Was hat er vor?“ Jean-Marc sprang ungeduldig auf. Bis eben hatte er kaum geglaubt, dass Annette de Tourville noch am Leben sein könnte und es darum nicht so eilig gehabt. Jetzt erkannte er, dass er hier die vielleicht letzten Minuten ihres Lebens vertat.
„Ich weiß es nicht genau!“, rief Lagrange gequält aus. „Sie haben es mir nicht gesagt. Ich, ich wollte es nicht wissen. Sie haben sie niedergeschlagen und ihr dann Schlafmohnsaft eingeflößt. Dann haben sie sie aus dem Fenster gehoben, wo der Mohr sie entgegengenommen hat. Der trug sie zu einer Kutsche, mit der Baron d’Argencourt wartete und dann brachten sie sie weg. Ich hatte damit nichts mehr zu tun. Ich war – geschockt über Aurelies Tod. So war das nicht geplant! Wirklich, so hatte ich mir das nicht vorgestellt!“ Lagrange beugte sich vor und, Himmel, schluchzte der Mann etwa? Jean-Marc atmete tief durch und rang um Geduld.
„Hat Lucien gar nichts gesagt, wo er jetzt hinwollte?“, fragte er mit betonter Ruhe.
„Es ist doch ohnehin zu spät. Alles ist zu spät. Mon Dieu, ich wollte doch nur eine Frau heiraten, damit niemand darauf kommt, dass ich….und Lucien…., dass wir…. Ich wäre gut zu ihr gewesen, wirklich! Aber dann läuft sie erst weg und dann diese Erpressung. Aurelie entpuppte sich als wahres Biest!“ Lagrange sah flehend zu Jean-Marc hoch. „Ich wollte niemals, dass solche schrecklichen Dinge passieren, das müsst Ihr mir glauben!“
„Es ist nicht an mir, etwas zu glauben, Monsieur Lagrange. Aber ich kann Eurem Richter helfen, an Eure missliche Lage zu glauben, wenn Ihr mir jetzt augenblicklich sagt, wohin Euer Lucien gegangen ist!“ Jean-Marc traf offensichtlich den richtigen Ton, denn mit einem Mal straffte sich Lagrange.
„Er wollte nach Montrouge. Ich glaube, sie haben die Tourville in die Carriérs geschafft. Aber wo dort, weiß ich wirklich nicht.“
Jean-Marc hakte die Handschellen vom Gürtel und kettete den widerstandslosen Lagrange an dem recht stabil aussehenden Kanapee fest. Mehr Zeit hatte er jetzt nicht, um sich um ihn zu kümmern – er war nur eine Nebenfigur in dem ganzen Spiel und sie würden ihn in jedem Fall früher oder später finden. Jetzt musste er versuchen, Malpart noch abzupassen und vielleicht!, vielleicht noch zu verhindern, dass er Annette de Tourville doch noch umbrachte. Montrouge – warum musste es so weit sein?
In diesem Moment brachte der Diener den Kaffee. Jean-Marc schnappte sich eine Tasse und die Kanne, goss sich einen großzügigen Schluck ein, stürzte das schwarze, bittere Gebräu herunter, dass es wie Lava durch seine Kehle floss, stellte Kanne und Tasse auf dem Tablett ab und war aus der Wohnung, ehe der Diener sich auch nur fassen konnte. „Aber Monsieur le Commissaire….!“, wehte die Stimme des Dieners noch hinter Jean-Marc her, als er bereits die ersten Stufen im Treppenhaus übersprang.

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