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Wachstum

Als ich zehn Jahre alt war, träumte ich, wie so viele kleine Mädchen, von einem Pony. Dieser Wunsch war umfassend und unspezifisch. Ich wollte schlicht ein Pony. Ja, ich wollte auch reiten, aber vor allem: Pony haben will, ich! Über mögliche Konsequenzen dachte ich damals nicht nach. Pony haben, glücklich werden. Fertig.

Als ich zwölf war, bekam ich ein Pony. Isländer Lettir. Isländer deswegen, weil ich bis dahin genügend Pferde-Mädchen-Bücher gelesen hatte, um zu wissen, dass Ponies von den Eltern verkauft werden, weil die Mädels „rauswachsen“. Passiert mir nicht, dachte ich, Isländer kann man auch als Erwachsene noch reiten. Dem unendlichen Glück sollte also nichts im Wege stehen. Nur dass Lettir alles andere als ein Traumpony für ein Teenie war. Er mochte nicht kuscheln, es war ihm völlig wurscht, ob ich kam oder nicht, er war introvertiert und wäre lieber heute als morgen in die Wildnis umgesiedelt. Zudem „fror er ein“, wenn er Stress hatte, also er bewegte sich absolut gar nicht mehr. In den 1980er Jahren gab es noch kein verbreitetes Verständnis für solch ein Verhalten. Die Tipps der Experten lauteten: Ei Mädsche, da musste dich mal durchsetzen, hau drauf.“ Ich war noch nie die geduldigste und ja, ich habe draufgehauen. Führte aber zu nichts. Heute ist mir klar warum. Damals gab es zwei Möglichkeiten: „Den Bock“ wieder verkaufen – Angebot meiner Eltern – oder an diesem Problem zu wachsen. Es lief auf Wachsen hinaus – eine bewusste Entscheidung war es nicht. Ich abonnierte Zeitschriften und hatte das Glück, in eine Aufwärtswelle von neuen Blickwinkeln auf Pferde, Pferdeerziehung und Reiterei zu geraten, die damals nach Deutschland schwappte. Seitdem habe ich nicht aufgehört, weiter zu lernen und weiter zu wachsen. Ansonsten könnte mich vermutlich auch nichts über 40 Jahre hinweg derartig fesseln.

Mit dem Buch ist es genauso. Als ich beschloss, meinen Traum, ein Buch zu schreiben endlich zu verwirklichen, war das im Grunde genauso diffus wie damals mein „ich möchte ein Pony“. Ich wollte ein Buch schreiben, ich hatte eine Geschichte im Kopf und ha ja, ich schrieb sie halt. Nach etwa der Hälfte wusste ich auch, dass ich es veröffentlichen würde. Da dachte ich noch, ich würde entgegen aller Wahrscheinlich doch einen Verlag dafür finden. Wenn ich mir die Sache jetzt so betrachte glaube ich, dass ich in diesem Fall längst nicht so viel gelernt hätte. Und somit längst nicht so viel gewachsen wäre. (Keine Witze über meine bescheidene Körperlänge, da wachse ich natürlich nicht mehr, außer in die Breite).
Bei den Pferden kam nach Lettir irgendwann ein weiteres Pferd. Und das brachte neue Herausforderungen mit sich, die mich weiterwachsen ließen. Und das nächste wieder. Und wieder, bis heute. Das ist nicht immer leicht, das ist oft anstrengend, das macht nicht immer Spaß, es tut manchmal weh – aber letztlich, ist es nicht das, was Leben ausmacht? Neulich las ich „der leichte Weg führt immer bergab“. Ist was dran. Nur wenn man mühsam bergauf kraxelt, gelangt man zu neuen Ausblicken.

Und weil das mit der Schreiberei genauso ist, musste ich nun meine Website renovieren, damit die mitwachsen kann. Damit neue Bücher, neue Aktivitäten rund um diese Bücher Platz finden und ihr, meine lieben Leser, durch immer mehr Räume spazieren und überall etwas Neues entdecken könnt.  Viel Spaß dabei!

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