Unsere ältere Welt, mit all ihrem Geschick und Kunst,
konnte die Welt nur in drei Teile zerlegen:
Kolumbus, damals für die Schifffahrt berühmt,
entdeckte eine neue Welt, Amerika wird sie genannt;
Diese neue Welt wurde gefunden, sie wurde nicht gemacht,
sie wurde nur entdeckt und liegt im Schatten der Zeit.
Was bist du dann, da du kein Chaos gefunden hast
um eine Welt zu machen, oder irgendeinen so geringen Grund?
Doch deine schöpferische Fantasie hielt es für anebracht
deine Welt aus nichts zu machen, als aus reinem Witz.
Deine leuchtende Welt, jenseits der Sterne, steigt höher,
erhellt alle mit himmlischer Glut.
William Newcastle
Eigentlich wollte ich die interessanteste Frauenfigur von Ehre, Reitkunst, Tod erst im dritten Teil und damit Band II einführen. Was mich von Anfang an wurmte – weil sie halt so interessant ist und es schon eine ganz besondere Frau ist, die mir quasi als Beifang zu William Cavendish ins Netz geschwommen ist. Ich gestehe, dass ich nie zuvor von Margaret Cavendish, geborene Lucas, genannt „Mad Madge“ gehört hatte. Und dann entpuppt sie sich als echte Leitfigur früher Frauenliteratur, es gibt eine ganze Gesellschaft, die sich nach ihr benannt hat und ihr wird der erste von einer Frau geschriebene Fantasy/Science Fiction Roman ever zugeschrieben. Also ehrlich, natürlich muss sie eine Rolle im Roman spielen, die über „Zweite Ehefrau von William Cavendish“ hinausgeht!
Eine kurze Zusammenfassung ihres Lebens: 1623 geboren, wuchs Margaret als jüngstes von acht Kindern der sehr reichen aber nicht adeligen Familie Lucas in Colchester (liegt rechts über London) sehr behütet auf. Sie erhielt keine formale Ausbildung, wie es für Mädchen ihrer Zeit üblich war, doch sie war schon früh ein seltsames Kind, das lieber still in einer Ecke saß und dem Unterricht ihrer Brüder zuhörte, als sich üblichen Mädchentätigkeiten zu widmen. Verwöhnt, weltfremd und mit einer mehr als regen Fantasie gesegnet, ging sie mit zwanzig Jahren, mitten im Bürgerkrieg, als Hofdame zu Königin Henrietta Maria, die sie glühend wegen ihrer Eigenständigkeit und Stärke verehrte. Doch sie wurde dort todunglücklich, da sie sich bei Hof als übertrieben schüchtern erwies, ständig errötete und mit dem Tempo des Hoftratsches nicht mithalten konnte. Sie wurde gehänselt und als dumm und sogar zurückgeblieben verspottet. Doch ihre Mutter lehnte die Bitte ihrer Tochter, doch bitte zurückkommen zu dürfen ab – die Schande, grundlos den Hof der Königin wieder zu verlassen, wäre zu groß gewesen. So war Margaret bei der Königin, als diese durch die Entwicklungen des Bürgerkriegs, bei dem die Royalen immer mehr in Bedrängnis gerieten, schließlich nach Frankreich floh. Ein Jahr später lernte Margaret dort am Hof Ludwigs XIII den nach der verlorenen SChlacht von Marston Moor ebenfalls ins Exil geflohenen Marquess of Newcastle William Cavendish kennen und verliebte sich Hals über Kopf in ihn – eine Liebe, die der zwei Jahre zuvor verwitwete Cavendish erwiderte. Sie heirateten und gingen gemeinsam nach Antwerpen. Hier entfaltete Margaret endlich ihr schriftstellerisches Talent, tatkräftig unterstützt von ihrem Mann. Sie schrieb und veröffentlichte Theaterstücke, Poesie und den zuvor erwähnten Science Fiction Roman „A blazing world“. Auf Deutsch ist das Buch unter dem Titel „Eine funkelnde Welt“ bei BoD erhältlich – leider erscheint es mir durch eine KI übersetzt, aber immerhin, man bekommt einen Eindruck.
Der Klappentext: Verfolgen Sie die Reise der Heldin durch eine Welt voller merkwürdiger Kreaturen und unentdeckter Länder, während sie ihren Platz in einer Gesellschaft sucht, die ihre Intelligenz und ihre Fähigkeiten unterschätzt. Mit ihrem starken Willen und ihrem unerschütterlichen Glauben an sich selbst stellt sie sich den Herausforderungen, die ihr in den Weg gestellt werden und erkundet die Grenzen von Wissenschaft und Fantasie. Sie entdeckt dabei eine Welt voller Wunder und Geheimnisse, die sie dazu inspiriert, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
Die Funkelnde Welt ist ein Meisterwerk früher feministischer Literatur und ein Muss für Fans von Science Fiction und Abenteuergeschichten. Es fordert uns auf, unsere Vorstellungen von der Rolle der Frauen in der Gesellschaft zu hinterfragen und uns auf die unendlichen Möglichkeiten zu konzentrieren, die uns zur Verfügung stehen.
Also ihr versteht, warum ich Margaret unbedingt eine tragende Rolle verpassen muss? Zu diesem Zweck bringe ich sie mit meiner wilden Aedre zusammen – das wird ein Gespann, sage ich euch! Historisch mauserte „Mad Madge“ sich von der schüchtern Hofdame zu einer wunderbar unangepassten schillernden Figur der literarischen Exilgesellschaft. Als die Restoration William endlich erlaubte, nach England zurückzukehren, tat er dies fast überstürzt und teilte Margaret per Boten mit, sie möge in Antwerpen bleiben um dort für seine immensen Schulden zu bürgen, die er im Laufe der Jahre angehäuft hatte. Was sie tat. Als endlich das Geld kam, um sie auszulösen, war es zu wenig. Margaret suchte einen befreundeten Bankier auf, borgte die ausstehenden 400 Pfund und löste auf eigene Faust den gesamten verbliebenen Haushalt auf. Aus dem scheuen Mädchen war eine höchst tatkräftige Frau geworden.
Die gesamte Zeit im Exil, erst in Frankreich, dann in Antwerpen, sowie die Rückkehr nach England werden Band II von Ehre, Reitkunst, Tod ausmachen. Ich freue mich jetzt schon darauf!