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Neues Buch, neuer Job

Der neue Job

Mit dem Schreiben von Büchern ist es ein bisschen wie mit einem neuen Job und neuen Kollegen. Erst stehen wir kurz vor dem Gebäude, betrachten die Fassade, versuchen, ein Gefühl für die Umgebung zu kriegen. Klar, wir kennen die Jobbeschreibung, wir haben uns darauf beworben. Aber wird auch drin sein, was draufstand? Dann begegnen wir unseren neuen Kollegen. Vielleicht sind wir befangen, geben uns aber nach außen hin zugewandt. Im Inneren denken wir aber: ‚Wie finden die mich? Wie finde ich die?‘ Einige sind uns vermutlich auf Anhieb sympathisch, einige wissen wir nicht einzuschätzen und ein paar finden wir irgendwas zwischen befremdlich und unangenehm. Aber es hilft nichts, wir müssen jetzt mit ihnen arbeiten und das Beste daraus machen.
Nach ein paar Wochen haben wir das Terrain besser sondiert und unsere Meinung über die verschiedenen Kollegen wurde teilweise bestätigt, teilweise revidiert – und von einigen wissen wir immer noch nicht, was wir von ihnen halten sollen. Wir treffen sie an 5 Tagen die Woche zu festgesetzten Zeiten und müssen Ergebnisse produzieren.
Je länger wir mit ihnen arbeiten, desto vertrauter werden sie uns. Selbst die fiesen Exemplare haben das Fremde verloren: Sie sind halt fies, wir wissen das und gehen entsprechend damit um. Aber vielleicht haben wir auch jemanden dabei getroffen, den wir mehr und mehr gernhaben und wo eine Freundschaft über die Arbeit hinaus entsteht. In jedem Fall wird die Firma mehr und mehr Teil unseres Lebens, denn immerhin verbringen wir eine Menge Zeit dort. Wenn es ein guter Job und eine gute Firma ist, bringen wir uns voll ein, schuften manchmal bis zur Erschöpfung, sind geschlaucht, genervt, dann aber auch wieder euphorisch, berauscht von dem, was wir auf die Beine stellen.
Und dann, eines Tages ist alles vorbei! Wir haben die Geschichte zu Ende geschrieben, die Firma schließt. Jetzt stehen wir da. Noch ein bisschen keuchend, denn der Endspurt war in jedem Fall heftig. Alle Kollegen, die netten, die seltsamen, die fiesen, die distanzierten, die albernen, die zuverlässigen und die, die sich immer drücken wollten, haben zum Schluss nochmal alles gegeben. Und jetzt gehen sie alle nach Hause.
Ein neuer Job ist schon in Aussicht. Aber uff, wir werden wieder ganz von vorn anfangen müssen. Lauter Fremde, die kennenzulernen eine Menge Energie erfordern wird. Ja, wir freuen uns auf die neue Herausforderung – aber ehrlich, es wird ein paar Tage oder Wochen geben, in denen wir uns nur einigeln möchten und keine große Lust haben, all die neuen Leute und Aufgaben kennenzulernen. Dann geht es aber doch wieder los. „Guten Morgen, ich bin Sandra. Madame du Foix, richtig? Angenehm. Ich gehe mir gerade einen Kaffee holen, soll ich Ihnen einen mitbringen? Schwarz, mit Milch, mit Zucker…?“

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