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Klappt nicht?

Tja, kannst du das denn überhaupt?

Das scheint mich meine Lusitanostute Lua häufiger mal zu fragen und ich höre geradezu ihren leicht spöttischen Unterton dabei. Mein neuer Protagonist Lucas scheint seelenverwandt mit ihr zu sein und nein, ich kann mir gar nicht vorstellen, woran das liegen könnte.

Ich habe ja schon ein einem sehr frühen Blogbeitrag Vergleiche zwischen dem Schreiben und dem Reiten angestellt. Vom Reiten und vom Schreiben – Sandra Will Schreiben (sandra-will-schreiben.de)
Die Strategie, wenn es nicht so läuft wie geplant, ist in der Tat auch praktisch dieselbe:

Problem: Es klappt einfach nicht. Das Pferd möchte nicht / versteht nicht / kann nicht auf dem Weg weiter mitgehen, den ich einschlagen möchte. Die nächste Lektion, das nächste Level, das nächste Ziel kommt einfach nicht näher, ja zwischenzeitlich sieht es sogar so aus, als rücke es in immer weitere Ferne. Genauso das Buch: Nein, der Beginn von Reitkunst 2 wollte und wollte einfach nichts werden. Mal blieb die Hauptfigur spröde, ein anderes Mal musste ich feststellen, dass mir geschichtliche Fakten im Weg waren, die ich nicht ignorieren konnte. Warum treibt sich dieser verflixte Duke auch jahrelang in der Weltgeschichte herum, bekämpft Schotten und erzieht Prinzen, anstatt zu Hause zu sein, wo ich ihn für die Geschichte bräuchte? Wirklich rücksichtslos von ihm!

Strategie: In beiden Fällen hilft es, inne zu halten, durchzuatmen, mehrere Schritte zurück zu treten und sich das Ganze auf Distanz anzusehen. Auch Fremd-Blicke können immens helfen. Anstatt dann an dem eigenen Können völlig zu verzweifeln, sollte man unbedingt in Betracht ziehen, dass man einfach nur auf dem falschen Weg ist! Bekanntlich führen ja viele Wege nach Rom und vielleicht hilft es, einen anderen zu nehmen.

Lösung: Bei Reitkunst 1 habe ich schon gelernt: wenn es einfach gar nicht laufen will, habe ich einen untauglichen Erzählfaden unter der Tastatur. Was andere Autoren gern eine „Schreibblockade“ nennen, ist bei mir einfach nur ein Hinweis, dass mein Erzählfaden so nicht funktioniert. Also ein Stück zurückgehen und schauen, wo ich neu ansetzen kann, dann läuft es irgendwann auch wieder. Aber es gibt auch sehr viele Stellen, wo ich einfach beharrlich einen Satz nach dem anderen formulieren muss, bis ich durch einen zähen Teil durch bin. Beim Reiten ist es im Grunde ähnlich – bloß kommt hier auch noch die Persönlichkeit des Pferdes mit rein. Im Fall meiner Stute Lua habe ich im letzten Jahr vor allem gelernt, dass ich beharrlicher sein muss. Piaffe kam nicht? Weitermachen! Immer weitermachen. Bei ihr muss ich meistens gar keinen neuen Weg suchen, sondern immer wieder den alten beharrlich verteidigen, dann kommt es auch. Sogar meine Verzweiflungslektion Fliegende Wechsel wurde auf diese Weise endlich was. Es lag nicht (nur) an meinem Unvermögen, diese Übung auszubilden, sondern vor allem daran, dass ich zu sehr an mein Unvermögen glaubte. Wenn ihr reitet, müsst ihr immer so tun, als könntet ihr es! In den Pausen oder bevor ihr das nächste Mal in den Sattel steigt, hinterfragt euer Tun, arbeitet an eurer eigenen Geschmeidigkeit, besucht Sitzschulungen, macht Yoga, was auch immer. Aber während ihr reitet, tut so, als könntet ihr es!

Ich versuche dann mal, das auch für Reitkunst 2 zu beherzigen. Also, dann schicke ich meinen neuen Protagonisten mal los, um seine erste Herausforderung zu meistern!

Sandra

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