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Hintergrundwissen 2

Hintergrundwissen II

Die Figur von Pierre Brosse
François Robichon de la Guérinière hatte in der Tat einen Bruder namens Pierre Brosse. Und beide studierten bei Reitmeister Vendeuil die Reitkunst. Soweit die historischen Tatsachen. Aber alles andere zu dieser zwiespältigen Figur habe ich erfunden. François Robichon de la Guérinière hatte einen Partner namens Colmenil, mit dem zusammen er das Ballhaus in der Rue du Vaugirard kaufte, zu einem Reithaus umbaute und die Reitschule gründete. Wo dabei sein Bruder Pierre war, konnte ich nicht herausfinden. Von diesem Colmenil trennte sich Francois um 1724 herum, weil Colmenil in dunkle Geschäfte mit einem Spielcasino verwickelt war Das inspirierte mich dazu, einen solchen Handlungsfaden aufzunehmen. Eine zusätzliche Person, also Colmenil, in den Roman zu nehmen, hatte ich erwogen, auch schon begonnen zu schreiben, aber nachdem meine ersten Testleser stöhnten, dass es einfach zu viele Personen seien, habe ich ihn kurzerhand rausgeworfen und Pierre eingesetzt. Ich hoffe, mögliche Nachfahren von „Onkel Pierre“ mögen mir die Rolle, die ich ihm angedichtet habe, verzeihen.

Die Pariser Polizei und die „Sonderkommission“
1667 schuf Louis XIV das neue Amt eines Generalleutnants der Polizei von Paris und berief Gabriel Nicolas de la Reynie auf diesen Posten. Der Hintergedanke war, einen Stellvertreter des in Versailles residierenden Königs in Paris zu haben, der die Exekutive übernahm. Reynie revolutionierte das bis dato in einer Art Bürgermiliz gründende Polizeisystem von Grund auf und schuf die Grundlagen eines modernen Polizeiapparates. René Herault de Vaucresson war der Achte seines Amtes und ihm verdankt Paris unter anderem die Beschilderung der Straßen mit Namen. Eine Sondertruppe zur Ermittlung von Gewaltverbrechen hat er hingegen, soweit ich es herausfinden konnte, nicht ins Leben gerufen. Auch hier habe ich dichterische Freiheit walten lassen.

Die Grand und Petit Écurie in Versailles
Es sind beeindruckende Gebäude, die gegenüber dem gigantischen Palast von Versailles in gleichem Baustil errichtet wurden! Es ist überhaupt fast nicht zu fassen, welche Herkulesarbeit dort im 17. Jahrhundert verrichtet wurde, um aus einem eher bescheidenen Jagdschlösschen das zu machen, was heute der Palast von Versailles ist. Die beiden Écurien bilden quasi das Gegenstück zu dem kolossalen Hufeisen, das die Palastanlage vorlegt.
Einst waren in der Grand Écurie alle Reit-, Kriegs- und Jagdpferde untergebracht, die der französische Hof vorhielt. Sie unterstand dem Monsieur le Grand, in meinem Buch die historisch authentische Figur des Comte d’Armagnac, Spross einer Familie, die Amt und Titel des Oberhofstallmeisters über Generationen hinweg weitervererbte. Faktisch war der Oberhofstallmeister im Rang eines Ministers und verantwortlich für die Berittmachung des gesamten französischen Adels, damit dieser im Kriegsfall ordentlich vorbereitet für den König in die Schlacht ziehen konnte. Er ernannte zum Zweck der Schulung und Ausbildung die Écuyers du Roi, die königlichen Reitmeister, aber das dürfte nur ein sehr kleiner Teil seiner vielseitigen Pflichten gewesen sein. In jedem Fall war er ein Mann, der große Macht in den Händen hielt. Die Charaktereigenschaften, die ich ihm im Roman zuspreche, entspringen allerdings meiner Vorstellungskraft. Ich habe mir sein Porträt angesehen und befunden, dass er so gewesen sein KÖNNTE.
Die Petit Ècurie beherbergte alle Kutsch- und Zugpferde, Arbeits- und Lastpferde, die eine riesige Anlage wie Versailles so benötigte. Außerdem waren hier die persönlichen Reitpferde des Königs eingestellt. Der Premier Ècuyer war dafür zuständig, sie dem König passend bereit zu stellen, ihm beim Aufsteigen den Steigbügel zu halten und bei den Jagden dafür zu sorgen, dass stets ein frisches Pferd da war, wenn es gebraucht wurde. Er besaß im Gegensatz zum Grand Écuyer keinerlei staatstragende Funktion, genoss aber sehr hohes Ansehen. Sein Amt war nicht erblich. Meinen Premier Écuyer habe ich erfunden, da ich keine reale historische Person posthum zu einem Serienmörder machen möchte.
Heute ist sind in der Grand Écurie die Verwaltung der Schlossanlage zu Versailles, ein Kutschenmuseum und – für Reiter „vor allem“ – die Académie du spectacle équestre, das Pferdetheater von Zingaro, untergebracht. Mir ist es bei meinem Besuch leider nicht gelungen, Karten zu ergattern.
Die Petit Écurie beherbergt heutzutage die École Nationale Supérieure d’Architecture de Versailles

Fortsetzung folgt

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